Wadenkrämpfe kommen meist ohne Vorwarnung und können überaus schmerzhaft sein. Tagsüber, abends im Bett beim Einschlafen oder mitten in der Nacht ziehen sich die Wadenmuskeln unwillkürlich und heftig zusammen, teilweise unter extremen Schmerzen. Diese anfallsartigen Krämpfe reißen Betroffene aus dem Schlaf – manchmal sogar mehrmals in einer Nacht.
Der Muskelkrampf dauert in der Regel wenige bis einige Minuten. Dann löst sich der Krampf, und die Schmerzen vergehen – oder eine falsche Bewegung ruft die nächste Schmerzwelle hervor. Manchmal hält der Schmerz auch länger an, selbst wenn der Krampf bereits vorüber ist. Bei einigen Betroffenen schmerzen die betroffenen Körperpartien noch am Folgetag, oder es bleibt ein Muskelkater zurück. In Einzelfällen können extrem heftige Wadenkrämpfe sogar einen Muskelfaserriss nach sich ziehen.

Wadenkrämpfe können oftmals extreme Schmerzen verursachen
Weit verbreitetes Leiden
Muskelkrämpfe, insbesondere nächtliche, kommen sehr häufig vor. Rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden darunter, oftmals ohne erkennbare Ursache. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Zahlreiche Studien belegen, dass die Krämpfe mit fortschreitendem Alter zunehmen. Das liegt hauptsächlich am altersbedingten Muskelabbau und einer Verkürzung der Muskulatur. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang mit dem altersbedingten Absterben bestimmter, für die Muskelsteuerung verantwortlicher Nervenzellen: Bis zu 50 Prozent der über 65-Jährigen quälen mindestens einmal pro Woche Muskelkrämpfe.1
Keine Lappalie, oftmals jahrelanger Leidensweg
Schmerzhafte nächtliche Wadenkrämpfe sind also weder selten noch eine Lappalie. Die mitunter extremen und langanhaltenden Schmerzen machen die Nacht zur Qual – an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Für viele Betroffene bedeuten die starken Schmerzen und die nächtlichen Unterbrechungen einen jahrelangen Leidensweg. In einer Umfrage geben über 70 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, bereits seit mehreren Jahren mit schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen zu kämpfen, teilweise gar seit Jahrzehnten2. Und das bis zu viermal oder noch häufiger pro Woche. Bei vielen von Wadenkrämpfen geplagten Personen kommt schon am Abend Angst vor der kommenden Nacht auf. Und mit ihr die Sorge vor Übermüdung und Leistungsabfall am nächsten Tag – ein Teufelskreis und eine große psychische Belastung. Nicht selten haben Schlafmangel und Tagesmüdigkeit auch gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck und ein erhöhtes Unfallrisiko im Schlepptau.
Trotz dieser drastischen Beeinträchtigungen und des enormen Leidensdrucks werden viele Betroffene nicht ernst genommen. Sie fühlen sich unverstanden, resignieren und passen ihre Sichtweise dem Umfeld an. Kurzum: Sie verharmlosen ihr Leiden. Das Unverständnis der Gesellschaft für ihr Leiden sorgt für zusätzlichen Stress in Form von Verunsicherung, Frust oder gar Isolation.
Patienteninitiative macht Mut und schafft Aufmerksamkeit
Die Patienteninitiative „Gute Nacht Wadenkrampf" will auf das Leid aufmerksam machen und Betroffenen vermitteln, dass sie mit ihren Beschwerden nicht allein sind. Mit umfassenden Informationen und Hilfestellungen macht sie Leidtragenden Mut, sich Hilfe zu suchen und die Lebensfreude in ihren Alltag zurückzuholen. Außerdem organisiert die Initiative in Kooperation mit der Deutschen Schmerzliga e. V. eine kostenlose Expertenhotline: Jeden Mittwoch in diesem Mai von 16:00 bis 19:00 Uhr können Betroffene mit Expertinnen und Experten der Schmerzliga über ihre Beschwerden sprechen und sich beraten lassen.

Wiedergewonnene Lebensqualität
Expertenhotline 0800 / 22 12 22 0*: anrufen und Hilfe erhalten!
Am 4., 11., 18. und 25. Mai 2022 von jeweils 16:00 bis 19:00 Uhr.
Die Telefonhotline wird bereits zum dritten Mal im Rahmen des 2020 ins Leben gerufenen Wadenkrampfmonats Mai angeboten. Mit bahnbrechendem Anklang: „Schon letztes Jahr war die Aktion ein großer Erfolg, aber die diesjährige Resonanz von über 4.000 Anrufen und fast 600 Gesprächen, die wir an diesen vier Terminen im Mai führen konnten, ist schlicht überwältigend“,
freut sich Günter Rambach über die Resonanz im vergangenen Jahr. Der Vizepräsident der Deutschen Schmerzliga, der selbst zu den Hotline-Experten zählt, ergänzt: „Dass dieses Angebot so stark angenommen wurde, zeigt aber auch, wie hoch der Leidensdruck für die Betroffenen tatsächlich ist – und es bestätigt uns in unserem gemeinsamen Engagement mit der Patienteninitiative ,Gute Nacht Wadenkrampf‘, den Betroffenen mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen."
Magnesium zumeist nicht hilfreich
Eine interessante Erkenntnis der letztjährigen Expertenhotline: Über 92 Prozent der Betroffenen nahmen Magnesium als Nahrungsergänzung zu sich, größtenteils über mehrere Jahre hinweg. Allerdings konnte der Großteil von ihnen dem Mineralstoff keine befriedigende oder gar erfolgreiche Wirkung hinsichtlich der Wadenkrämpfe zuschreiben. Das mag daran liegen, dass die Einnahme von Magnesium nur hilfreich ist, wenn tatsächlich ein erheblicher Magnesiummangel für die Krämpfe verantwortlich ist. Ein erheblicher Mangel dieses Minerals liegt hierzulande allerdings nur bei rund zehn Prozent der Bevölkerung vor3. Dennoch zählt die Einnahme von Magnesium zu den am häufigsten empfohlenen Maßnahmen gegen schmerzhafte nächtliche Wadenkrämpfe.
Das passiert beim Muskelkrampf
Bei einer beabsichtigten Muskelbewegung sendet das Gehirn über die Nerven einen Reiz aus, der die Muskeln zum Zusammenziehen anregt. Beim Wadenkrampf tritt ein unbeabsichtigter Nervenreiz in der Wadenmuskulatur auf. Der Muskel gerät blitzschnell vom Zustand der Entspannung in eine Anspannung und verharrt in der Kontraktion. Er bleibt im verkürzten Zustand, sprich er verkrampft. Die betroffene Muskulatur ist dann tastbar verhärtet.

Verhärtete Muskulatur sanft massieren
Wirksame Selbsthilfe im Akutfall und zur Vorbeugung
Was also tun, wenn der Wadenmuskel schlagartig verkrampft? Sofern der Schmerz es zulässt, sollten Betroffene versuchen, den Wadenmuskel zu dehnen. Also die Zehen in Richtung Knie ziehen und gleichzeitig die Ferse vom Körper wegdrücken. Dehnübungen des Zwillingswadenmuskels eignen sich sowohl zur akuten als auch vorbeugenden Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe. Welche Übungen besonders hilfreich sind, zeigt die Initiative „Gute Nacht Wadenkrampf“ auf ihrer Webseite. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Oliver Tobolski, Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin und Chirotherapie, sind drei anschauliche Videos zur effektiven Durchführung solcher Dehnübungen entstanden. Die ebenso einfachen wie erfolgversprechenden Bewegungsabläufe lassen sich jederzeit praktizieren. „Die Übungen können Wadenkrämpfe beenden beziehungsweise dazu führen, dass diese gar nicht erst auftreten“, unterstreicht Prof. Tobolski die Wirksamkeit im Akutfall wie auch zur Vorbeugung – bei mehrmaliger wöchentlicher Ausübung.
Viele Betroffene massieren instinktiv die krampfende Wade. Das lockert die Muskelpartie und regt die Durchblutung an, sodass der Wadenkrampf langsam nachlassen kann. Im akuten Krampfanfall ist oft auch Bewegung hilfreich: aufstehen und versuchen, ein Stück zu gehen, sofern das möglich ist. Auch Wechselduschen der Waden mit abwechselnd warmem und kühlem Wasser können helfen.
Vorbeugen mit Elektrolyten und richtigem Schuhwerk
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Trinkmengen sind wichtig, um den Elektrolythaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten. Elektrolytverschiebungen können die Reizbarkeit der Nerven um den Wadenmuskel erhöhen und Krämpfe begünstigen. Gerade ältere Menschen ernähren sich oft einseitig und trinken zu wenig. Eineinhalb Liter in Form von Wasser und Tee empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), bei sportlicher Betätigung und nächtlichem Schwitzen während der Wechseljahre entsprechend mehr. Für die Extraportion Elektrolyte muss nicht unbedingt zu isotonischen Fertiggetränken gegriffen werden, ein alkoholfreies Bier oder ein Glas Orangensaft mit einer Prise Salz tun es genauso. Von übermäßigem Alkoholkonsum wird bei schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen abgeraten. Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe, eine solche Störung des Wasser- und Salzhaushalts kann nächtliche Wadenkrämpfe begünstigen. Auch falsches Schuhwerk, insbesondere mit zu hohen Absätzen, kann Wadenkrämpfe auslösen, da es zu einer Überanstrengung der Muskulatur führt.

Bei regelmäßigen Wadenkrämpfen ist ärztliche Unterstützung ratsam
Keine Scheu vor ärztlicher Hilfe
Bleibt die Selbsthilfe erfolglos, müssen Betroffene nicht resignieren: Sie sollten ärztlichen Rat einholen. Mit einem Wadenkrampf zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen, mag für viele Menschen übertrieben klingen. Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist bei derartigem Leidensdruck aber absolut gerechtfertigt. Spätestens beim nächsten Arztbesuch sollte das Thema angesprochen werden. Auch bei Wadenkrämpfen ohne klare Ursache stehen wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Erster Ansprechpartner bei schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Betroffene sollten genau schildern, wann und wie oft die Krämpfe auftreten, wie lange sie andauern und welche konkreten Muskeln sich verhärten. Bisherige Selbstbehandlungsversuche sollten ebenfalls geschildert werden, insbesondere wenn Magnesium erfolglos zum Einsatz kam.
Checkliste für den Arztbesuch
Auf der Webseite der Patienteninitiative „Gute Nacht Wadenkrampf“ findet sich neben einem Schmerztagebuch und einem Selbsttest zur besseren Einschätzung von Wadenkrämpfen auch eine Checkliste für die Vorbereitung eines solchen Arztbesuches zum Download. Ärztinnen und Ärzte, die die Beschwerden von Betroffenen ernst nehmen, werden die dort erwähnten Punkte ansprechen. Eine gute Vorbereitung hilft, schnell eine erfolgreiche individuelle Therapie zu finden.
Mehr zur Initiative „Gute Nacht Wadenkrampf“ mit umfassenden Informationen für alle Betroffenen und Interessierten finden sie auf Facebook oder kontaktieren Sie unsere Experten-Hotline am Am 4., 11., 18. und 25. Mai 2022 von jeweils 16:00 bis 19:00 Uhr. unter 0800 / 22 12 22 0*
*gebührenfrei aus dem deutschen Festnetz
Referenzen
1 Lindemuth R, et al.: S1-Leitlinie Crampi/Muskelkrampf. 2017. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. https://dgn.org/leitlinien/030-037-crampi-muskelkrampf-2017/.
2 Deutsche Schmerzliga e. V. in Zusammenarbeit mit „Gute Nacht Wadenkrampf“, einer Initiative der Cassella-med: Experten-Hotline im Mai 2021 zum Thema „Schmerzhafte nächtliche Wadenkrämpfe“. Bei den angegebenen Prozentwerten zur Telefonaktion handelt es sich um keine repräsentative Auswertung. Die Angaben ergeben sich rechnerisch aus den ausgewerteten anonymisierten Protokollen der Anrufe, in denen die jeweilige Frage konkret beantwortet wurde.
3 Vormann J. Physiologie und Pathophysiologie von Magnesium. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2010;1: 8–13
Eine Initiative der Cassella-med
Die deutschlandweite Initiative „Gute Nacht Wadenkrampf“ hat sich zum Ziel gesetzt, Betroffenen, die unter schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen leiden, umfassend mit Informationen und Hilfe zur Seite zu stehen. Darüber hinaus ist es unser Anliegen, dieses Thema in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Denn es handelt sich bei nächtlichen Wadenkrämpfen keineswegs um eine Lappalie, sondern um einen erheblichen Einschnitt in die Lebensqualität.